FFF-Präsentation
im Ö-Konvent
„Österreich braucht eine langfristige Forschungsstrategie
mit
klarer Finanzierungsperspektive“
Österreichs Regierung hat sich für ihre Innovations- und
Technologiepolitik ehrgeizige Ziele gesetzt. Sie will das Land dort, wo es um seine Zukunft geht, nämlich
in der Innovationskraft und der Wettbewerbsfähigkeit, unter die Top 3 in der EU
bringen. Dorthin ist freilich noch
ein langer Weg zu gehen. Bei den
Indikatoren, die das künftige Innovationspotenzial eines Landes abschätzen
lassen – etwa die Ausgaben für die Forschung, die Ausstattung mit
wissenschaftlichem Personal in den technisch-naturwissenschaftlichen
Disziplinen oder das Angebot an Risikokapital –, liegt Österreich bestenfalls im Mittelfeld der EU, bei
einigen Indikatoren sogar deutlich darunter.
Das Ziel wird dabei umso
ehrgeiziger, als die EU selbst sich vorgenommen hat, bis zum Jahr 2010 die USA
als wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsraum zu überflügeln. Deshalb sollen im
Rahmen des „Lissabon-Prozesses“ die Forschungsausgaben der EU-Länder bis 2010
im Durchschnitt auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen. In
Österreich liegt die Forschungsquote derzeit bei rund zwei Prozent. Die
EU-Spitzenreiter Schweden und Finnland kommen auf 3,8 bzw. 3,4 Prozent. Will
Österreich unter die Top 3, muss es sich an diesen Dimensionen orientieren.
FFF: der
stärkste Hebel
Um diesen großen Sprung zu
schaffen, müssen die öffentlichen Hand – sprich: Bund und Länder – ebenso wie
der Unternehmenssektor ihre Anstrengungen noch wesentlich steigern. Und dabei
spielt der FFF, der Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft,
eine zentrale Rolle. Der FFF ist der stärkste Hebel, den die Technologiepolitik
zur Verfügung hat, um die Innovationskraft in der Wirtschaft zu stärken.
Denn der FFF hat sich immer
als Katalysator technologischen Fortschritts verstanden. Er unterstützt
Unternehmen dort, wo sie den Sprung zu grundlegenderen und anspruchsvolleren –
und deshalb auch risikoreicheren – Innovationen wagen. So hat der Fonds seit
seiner Gründung im Jahr 1967 bis heute 18.619 Forschungsvorhaben mit insgesamt
2,6 Mrd. Euro unterstützt. Und es gab in diesen Jahren wohl keine Bahn
brechende österreichische Innovation, die nicht durch den FFF gefördert wurde -
sei es im Motorenbau oder in der Werkstofftechnik, in der medizinischen
Forschung oder der Mikroelektronik, in der Nanotechnologie oder in der
Umwelttechnik.
Allein im Jahr 2003 flossen
über den FFF rund 239 Mio. Euro an forschende Firmen für die Entwicklung neuer
Produkte, Verfahren und Technologien. Knapp mehr als die Hälfte dieser Summe
ging dabei an Klein- und Mittelbetriebe mit einer Beschäftigtenzahl bis zu 250.
Der FFF finanziert damit rund zehn Prozent der Forschungsausgaben der
heimischen Wirtschaft.
Eckpfeiler
im Innovationssystem
Seine hervorragende Rolle in
der Technologiepolitik haben auch die prominenten, internationalen
Technologieexperten gewürdigt, die im Rahmen des noch laufenden
Evaluierungsverfahrens den FFF geprüft haben. In einem künftigen,
notwendigerweise modernisierten österreichischen Innovationssystem müsse der
FFF einen Eckpfeiler bilden, schreiben die Experten in ihrem Gutachten.
Dass der FFF schon jetzt
diese tragende Rolle erfüllt, zeigt ein vergleichender Blick auf die Leistungen
der einzelnen Förderinstrumente der heimischen Forschungs- und
Technologiepolitik (zu entnehmen dem von der Regierung veröffentlichten
Österreichischen Forschungs- und Technologiebericht 2003): Mit einem
Förderbarwert von 174 Mio. Euro (im Jahr 2002) ist der FFF die bei weitem
gewichtigste Förderinstitution. Der Wissenschaftsfonds FWF kommt auf einen
Förderbarwert von 77 Mio. Euro, die Technologie Impulse Gesellschaft (TIG) auf
26 Mio. Euro und die Austrian Space Agency (ASA) auf knapp zehn Mio. Euro. Die im Austria Wirtschaftsservice (AWS)
angesiedelten Technologie orientierten Institutionen erzielten mit ihren Programmen
zusammen einen Förderbarwert von 34 Mio. Euro.
Autonomie in
der Mittelvergabe
Seiner tragenden Rolle auch
in Zukunft gerecht werden kann der FFF in seinem Verständnis aber nur, wenn
seine Autonomie in der operativen Vergabe der Fördermittel gewahrt bleibt. Es
war ja das große Verdienst des Forschungsförderungsgesetzes 1967, die operative
Abwicklung eines wesentlichen Politikbereichs – der Forschungsförderung - aus
der Ministerialbürokratie herausgehoben und damit der politischen Einflussnahme
entzogen zu haben. Stattdessen wurde es der autonomen Selbstverwaltung der
Wirtschaft und der Wissenschaft übertragen – ein Modell, das sich bewährt hat
und auch europaweit Beachtung gefunden hat. Es war eine frühe Form der
Privatisierung in Zeiten, in denen diese noch nicht zum Credo politischer
Mandatare gehörte.
Dieses erprobte Modell sollte
auch die tragende Säule einer reformierten Struktur der Forschungsförderung
bilden, indem andere Förderstellen an den Fonds angelagert und neue Aufgaben in
den Fonds integriert werden. Wenn aber demgegenüber heute an diversen
Gesellschaftskonstruktionen gebaut wird, in denen der FFF wieder der Sphäre
staatlicher Verwaltung unterstellt werden soll, bedeutet dies einen klaren
Rückschritt. Vor allem würde durch eine neue, von zwei Ministern kontrollierte
Dachgesellschaft die von Experten vielfach gerügte Führungsschwäche der
Technologiepolitik durch die Zersplitterung der Kompetenzen auf vier
Ministerien einmal mehr festgeschrieben.
Langfristige
Orientierung plus Finanzierungsgarantie
Statt sich in immer neuen
Strukturdebatten zu verzetteln, wäre die Technologiepolitik in Österreich
vielmehr gefordert, endlich klare, langfristige Orientierungen zu vermitteln,
die auch verbindlich sind. Was Österreichs Innovationssystem am dringendsten
braucht, ist eine mittelfristige Forschungsstrategie, die klare Ziele vorgibt.
Diese muss aber auch verknüpft sein mit einem ebenso verbindlichen
Finanzierungskonzept. Eine moderne Forschungs- und Entwicklungsförderung
braucht eine adäquate Finanzierungsperspektive.
Österreich sollte sich dabei
an Modellen orientieren, wie sie in Finnland oder in Schottland praktiziert
werden. Dort werden
Forschungskonzepte über einen mehrjährigen Planungshorizont definiert und mit
konkreten Zielvorgaben markiert. Dieses Konzept ist aber auch finanziell
abgesichert durch mehrjährige Forschungsbudgets. Die Förderinstitutionen sind durch Leistungsvereinbarungen
an diese Forschungsstrategie gebunden. Auch darin werden konkrete Zielvorgaben
definiert, deren Erfüllung den Förderstellen weitere Mittelzuweisungen
eröffnet.
Die Orientierung an klaren,
langfristigen Konzepten mit einer ebenso langfristigen Finanzierungsperspektive
erscheint aus der Sicht des FFF jedenfalls als vorrangige Agenda einer modernen
Technologiepolitik in Österreich. Mit der Realisierung der angekündigten
Nationalstiftung hätte die Regierung dabei durchaus ein Instrument an der Hand,
um den Förderinstitutionen eine langfristige Finanzierungssicherheit zu garantieren.
Wien, am 26. Jänner 2004